Ich unterstütze als Dozent das großartige Projekt „Meet Your Master“ von Heiner Lauterbach, das im heutigen Focus-Magazin in einer großen Titelgeschichte vorgestellt wird. Die Lernplattform „Meet Your Master“ bietet Onlinekurse an, auf der Profis wie Jürgen Klopp, Anke Engelke oder Jonas Kaufmann von ihrer Expertise und Erfahrung berichten. Die Idee, von Experten in „Master Classes“ durch Videos zu lernen, ist in den USA weit verbreitet. Victoria und Heiner Lauterbach haben dieses Format nun sehr erfolgreich bei uns etabliert.
Allerdings liegt im Namen des Formats „Meet Your Master“ ein sprachliches Missverständnis begründet. Die Epoche des „Meisters“ und seiner „Schüler“ ist längst vorbei. In der Kunstgeschichte war dieses Prinzip über Jahrhunderte erfolgreich, aber passt längst nicht mehr in unsere heutige Zeit. Es ging ja nicht nur um Weitergabe von Wissen und Fertigkeiten, von Traditionen und Können, sondern hatte auch eine sehr dunkle Seite: Der Meister, der stark, charismatisch und entschieden sogar in die Psyche seiner Schüler eingreift und deren gesamte geistige Entwicklung prägt und sie zu seinen ergebenden Jüngern machen will, ist nicht mehr zeitgemäß. Schon Nietzsche hat erkannt: „Groß zu lehren heißt, im Schüler Zweifel zu wecken, ihn zum Andersdenken auszubilden. Es heißt, den Jünger für die Abreise zu schulen«.
Die heutige Generation Z empfindet den „pädagogischen Eros“ selbsternannter Lehrmeister als übergriffig und bevormundend. Sie suchen keinen Mentor, sondern einen erfahrenen Gesprächspartner auf Augenhöhe, der nicht unentwegt egomanisch doziert, sondern vor allem emphatisch zuhören kann. Voneinander lernen, Kollaboration, Gleichberechtigung, Diversität, konkurrierende Auffassungen von Demokratie, Meinungs- und Kunstfreiheit – was gesellschaftlich diskutiert wird, spiegelt sich auch im modernen Konzept von „Meet Your Masters“. In diesem Format werden junge Menschen für die Komplexität unserer Berufe begeistert und Empathie und Sinnlichkeit vermittelt, mit der wir gemeinsam die Schönheit der Kunst im Film, in der Musik und Literatur entdecken.










