Die Übernahmeschlacht um den deutschen Medienkonzern ProSiebenSat.1 zwischen dem italienischen Berlusconi-Konzern Media for Europe (MFE) und dem tschechischen Finanzinvestor PPF geht in die entscheidenden letzten Bieter-Runden. Am Wochenende hatte sich sogar Kultur-Staatsminister Wolfram Weimer eingeschaltet: Er mache sich Sorgen, „ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bleibt“. Eins ist klar, die Konsolidierung im deutschen und europäischen TV- und Streaming- Markt geht weiter. Erst vor kurzem hat RTL die Übernahme von Sky Deutschland angekündigt. Wenn die europäischen Wettbewerbsbehörden zustimmen, dann entsteht hier ein starker Player, der Massenunterhaltung mit Pay-TV-Know-how strategisch kombiniert, um im Wettbewerb gegen die internationalen Streamer besser bestehen zu können.
Die Streaming Wars sind also weiterhin in Gange. In den USA gab die Regulierungsbehörde FCC jetzt grünes Licht für die Übernahme von Paramount Global durch Skydance Media – nach einer 16-Millionen-Dollar-Zahlung an Trump, dem Opfern der internen Diversity-Programme und dem rüden Absetzen des populären Star-Comedians und Trump-Gegners Stephen Colbert bei der CBS.
Seit 2009 gab es bereits fünf Megafusionen im US-amerikanischen Medien- und Telekommunikationsmarkt. Diese Konsolidierungswellen haben Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet und gleichzeitig die traditionelle Trennung zwischen Filmstudios und Streaming immer mehr verwischt, so dass riesige Unternehmen entstanden sind, die sowohl die Produktion als auch den Vertrieb von Inhalten kontrollieren. Diese Oligopole haben dramatische Auswirkungen auf die Marktchancen der kreativen Talente und Produzenten. Sie können ihre Ideen und Drehbücher immer weniger Ansprechpartnern anbieten, weil die Sender oder Streamer nur noch Stoffe ihrer eigenen Studios produzieren. Die jüngsten Fusionen haben laut der Writers Guild of America eine Konzentration der Marktmacht geschaffen, „in der bald nur noch drei Unternehmen kontrollieren, welche Inhalte produziert werden, was die Verbraucher sehen können und wo sie diese Inhalte sehen können“.
In Europa gibt es mit den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, auf die immer noch 55 % aller Auftragsvergaben entfallen, im Vergleich zu den USA eine stabilere Basis. Sie haben mittlerweile in ihrer Transformation ebenfalls hervorragende digitale Fähigkeiten entwickelt. So wird der TV-Markt in Europa nicht in einem Oligopol enden, sondern sich eher zu einem vielfältigen Ökosystem weiterentwickeln, in dem neben den amerikanischen Digitalplattformen auch Privatsender und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten miteinander koexistieren können. Dieses Ökosystem garantiert einen großen Reichtum an Inhalten. Inhalte werden sogar zum wichtigsten Unterscheidungsmerkmal, während Technologien wie digitale Verbreitungswege und Künstliche Intelligenz immer mehr zu Commodities werden, über die mehr oder weniger alle Anbieter verfügen. Gut gemachter Content bleibt also King.










