Der Wahlerfolg der AfD ist alarmierend. Bundesweit ist die AfD zweitstärkste Kraft, im Osten ist die AfD flächendeckend stärkste Kraft geworden, obwohl oder gerade weil sie dort längst offen rechtsextrem auftritt und zum Großteil selbst vom Verfassungsschutz so eingestuft ist. Der Erfolg der AfD ist das höchstes Ergebnis für extreme Rechte seit 1945. Und allen Parteien der demokratischen Mitte ist klar, dass eine neue Bundesregierung die vielfältigen wirtschaftlichen und sozialen Probleme lösen muß, um in der gesellschaftlichen Mitte verloren gegangenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Die Verantwortung der Parteien und der künftigen Bundesregierung liegt klar auf der Hand. Doch das wird nicht reichen. Auch die Zivilgesellschaft muß sich noch stärker engagieren und im Alltag autoritäres Denken und menschenverachtende Ideologien zurückweisen. Unsere Gesellschaft muss resilenter werden. Was können wir gemeinsam dafür tun, dass die Zivilgesellschaft noch stärker und widerstandsfähiger wird? Ich denke, dass den Stiftungen dabei eine immer wichtigere Rolle zukommt. Gerade angesichts knapper öffentlicher Kassen wird ihr Beitrag immer wertvoller: Jedes Jahr engagieren sich Stiftungen in Deutschland mit mindestens 5,4 Milliarden Euro für das Gemeinwohl und das bürgerschaftlichen Engagement. Stiftungen sind für Privatpersonen und Privatvermögen eine sehr gute Plattform, um etwas zu bewegen.

Ich selbst engagiere mich für mehrere Stiftungen und habe die Erfahrung gemacht, dass dieses projektbezogene Arbeiten und der gezielte Einsatz von Ressourcen erstaunliche gute und nachprüfbare Ergebnisse erzielen. Seit Kurzem engagiere ich mich im Kuratorium der Liz-Mohn-Stiftung. Ich schätze die Persönlichkeit, das Lebenswerk und das gesellschaftliche Engagement von Liz Mohn ausserordentlich. Sie repräsentiert die  fünfte Generation der Eigentümerfamilien von Bertelsmann. Ein Herzensanliegen ihrer Stiftung ist es, Brücken der Verständigung über Sprachen und Grenzen hinweg zu bauen und auf diese Weise Menschen aus unterschiedlichen Nationen und Kulturen, mit verschiedenen Professionen und Positionen sowie aus verschiedenen Generationen in den Dialog zu bringen. Wiederholt haben zahlreiche Studien eine Abkehr von der Demokratie bei Jugendlichen aufgezeigt. Dagegen will die Stiftung nicht nur die Demokratie in der Jugend stärken, sondern auch ganz konkret junge Talente aus unterschiedlichen Gesellschafts­bereichen in ihrer Persönlichkeits­entwicklung fördern.

Darüber hinaus unterstütze ich die Hertie-Stiftung in ihrem Kuratorium. Seit mehr als zwanzig Jahren engagiert sich diese gemeinnützige Stiftung mit eigenen operativen Projekten sowie durch die Förderung Dritter für eine starke Demokratie. Der Erfahrungsschatz aus langjährigen Bildungsprogrammen wie „Jugend debattiert“ fließt dabei in neue Ansätze ein, etwa zum Thema digitale Debattenkultur. Typischerweise vermitteln alle Initiativen Kenntnisse und Kompetenzen, die für eine lebendige Demokratie und für starke demokratische Institutionen wichtig sind – von der Arbeit im Kommunalparlament bis zum Umgang mit Hassrede und Verschwörungserzählungen. In der Hertie-Stiftung unterstütze ich auch ganz besonders die „Initiative für einen handlungsfähigen Staat“, die von von der ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Gruner+Jahr Julia Jäkel, den ehemaligen Bundesministern Peer Steinbrück und Thomas de Maizière sowie dem früheren Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle ins Leben gerufen wurde. Mit Unterstützung führender Stiftungen und unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier arbeiten sie gemeinsam mit über 50 Expertinnen und Experten daran, die deutsche Verwaltung zukunftsfähiger und effizienter zu gestalten. Das halte ich für besonders wichtig, denn die Bundestagswahl hat klar gezeigt, dass die Akzeptanz einer Demokratie unter anderem davon abhängt, wie Bürger ihren Staat und seine Repräsentanten erleben. Vertrauen erwirbt die Demokratie eben nicht nur durch Wahlen oder durch überzeugende Personen, sondern auch durch ihre Problemlösungskompetenz.