1. Sehnsucht nach gesellschaftlicher und politischer Relevanz
Die Amtseinführung von Donald Trump und der weltweite Aufstieg autoritärer Rechtspopulisten führen zu einer Zuspitzung des Kulturkampfes. Deshalb steigt im Publikum die Sehnsucht nach relevanten Stoffen, die nicht nur politische Haltung zeigen, sondern umfassend den aktuellen Zustand der westlichen Gesellschaften reflektieren. Ein Indiz dafür sind zum Beispiel die weiter hohen Investitionen von Netflix in Inhalte, um in allen Kategorien „die beste Version von allem“ zu zeigen. Auch die Nominierungsliste für die Oscars 2025 setzt dieses Jahr auf Relevanz: Statt der üblichen Blockbuster sind dieses Jahr anspruchsvolle und komplexe Erzählungen nominiert. Die Oscar-Verleihung am 2. März wird zumindest auf der Leinwand ein nachdenkliches Fest der leisen Töne. Für den europäischen und deutschen Markt bedeutet das: Wir brauchen auch bei uns eine Qualitätsoffensive!
2. Qualität kostet Geld, aber der Kostendruck steigt
Eine Qualitätsoffensive erfordert hohe Investitionen, aber in unserer Branche steigt der Kostendruck in 2025 weiter. Paradox, denn gleichzeitig wird der Film- und Videomarkt laut diverser Prognosen weltweit um 6,5% wachsen und dabei viel Gewinn erwirtschaften. Dieses Wachstum beruht zum einen auf der weltweit steigenden Nachfrage von immer mehr Fernsehkanälen nach Content und zum anderen von Social-Media-Plattformen nach mobilen Videos. Doch gleichzeitig sind Streamer, werbefinanzierte Anbieter und auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk unter Druck. Deshalb wird 2025 Effizienz noch stärker zum Gebot der Stunde. Angesichts knapper werdender Budgets und schnellerer Drehzeiten entscheiden sich beispielsweise Produktionen für kleinere, hochqualifizierte Crews. Spannend wird sein, ob dieser Spagat zwischen Effizienz und Qualität gelingt – im Zweifelsfall plädiere ich für Qualität.
3. KI im Film: Renaissance der Kreativität
2025 wird das Jahr des Durchbruchs der Künstlichen Intelligenz auf allen Produktionsstufen der Filmproduktion. Viele KI-Tools entfesseln eine ungeheure neue und frische Kreativität: Visuelle Effekte, Animationen und computergenerierte Bilder können jetzt viel schneller und vor allem viel billiger erzeugt werden. Damit hilft die KI vor allem jungen Talenten, mit geringen Mitteln aufwendige Produktionen zu stemmen. Wenn dieser Trend der Demokratisierung des Filmemachens anhält, wird sich die Produktionslandschaft für digitale Inhalte radikal verändern. Neben all diesen positiven Aspekten darf man nicht vergessen: Die KI bedroht gleichzeitig die Existenzgrundlage der Kreativindustrie durch eine massive Enteignung von Urheberrechten. Demokratische Digitalisierung bedeutet aber, dass es nicht nur um die kommerziellen Verwertungsinteressen der Plattformbetreiber gehen darf, sondern mehr denn je um die Haltung und politische Moral der Kreativen.